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15.01.2007 - 22.27 Uhr

Wer ist das Kapital?

Sehr geehrter Herr Witt,

Ihr Beitrag verwirrt mich unheimlich weil:

1. Wer ist denn nun "das Kapital"? Sind Sie es, die etwas auf Geld auf Ihrem Sparbuch liegen haben, oder Aktienbeteiligungen, ein Häuschen, einen Wohnwagen oder ein Auto?

2. Obliegt es Ihrer Entscheidung, "Geldmittel" zu "verteilen", und wenn ja; von wem an wen?

3. An wen werden Zinsen den ausbezahlt? An Sie nicht? Sie haben keine Konten, Fonds, Anleihen, keine Sparanlagen- auch keinen Arbeitgeberanteil zu diversen VWL?

4. Zwischen Kapitalbesitzern und Arbeitnehmern geht also "die (berüchtigte) Schere" immer weiter auf. Vergessen Sie da nicht, dass Vorstandsvositzende und Vorstände auch Arbeitnehmer sind? Und verdienen die Damen und Herren also Ihrer Meinung zu weinig?

5. Geldumlaufsicherung: Sie haben ihr kommunistischen Mainfest fein gelehrnt, jedoch übersehen, dass es eine Art Geldumlauf nur dann gibt, wenn Konsumenten die Penunze auch in Umlauf geben (und das tun sie in der Tat reichlich).

6. Die Grossen fressen die Kleinen: schlichtweg falsch, denn es gibt Manufakturen, Nischenanbieter und Spezialanbieter die sich nicht fressen lassen könne, weil es keinen Interessenten gibt.

7. Börsenkurse: Sie haben mitbekommen, warum Aktien sinken. Die Ertragsprognosen stimmen nicht mit den realisierten Erträgen überein. Da verlieren Sie als Aktionär, Sie als Arbeitnehmer oder Sie als Gewerkschafter Geld. Das treibt zu Einbrüchen. Genauso aber treibt es Sie an, wenn Tendenzen positiv erscheinen.

8. Weitergabezwang: Dann überweisen Sie mal, was Sie so erübrigen wollen an mich.

9. Keynes: es gibt in der Tat erfreulichere Abhandlungen von Ihm, als Sie sie hier düsterzeichnen, aber Sie wissen dann auch, dass er sich insbesondere stark von faschistischen Ideen hat beeindrucken lassen.

10. Das Geld der Herren Gates und Albrecht (und einer weiteren Anzahl von Leuten) fehlt nicht im Wirtschaftskreislauf. Es gelangt durch Spenden, Bauvorhaben, Stiftungen, Steuern, Abgaben, Beschäftigung, Werksaufbauten und letztlich -aber nicht final- durch imense Kaufkraft in die von Ihnen beschreibene Geldumlaufsicherung.

11. und letztens: Ohne Sie zu kennen (und man bewahre mich davor), wenn Sie nicht genug Geld verdienen können -und mit Ihrem letzten Satz machen Sie alles ideologisch-motivierte zu Nichte- um Ihren Fernseher oder Ihr Auto zu finanzieren, dann machen Sie doch nicht in aller Öffentlichkeit alle anderen Menschen dafür verantwortlich.
Ein letztes Zitat:
"Deshalb müssen wir überdimensional viel arbeiten und bekommen im Gegenzug immer weniger dafür."

Wenn Sie (nicht WIR) überdimensional viel Arbeiten und nichts verdienen, haben Sie
a) den falschen Beruf
b) die falsche Ausbildung
c) oder Sie beherzigen das folgende nicht:

ich kann weil ich will was ich muss

Stephan