www.dradio.de

Freihandelszone oder politische Union?


03.02.2007 - 20.51 Uhr

Der "Einheitsbrei" - mein "europäisches Unwort des Jahres"

WolfgangBerkhan (Pseudonym)

Es stimmt: die Lebensverhältnisse haben sich in Europa ein wenig vereinheitlicht. Aber nicht wegen der EU, sondern infolge der von den USA und den weltweit operierenden Unternehmen ausgehenden Globalisierung. Die ganze Welt trinkt Coca Cola, isst "fast food", und an Allerheiligen besucht man neuerdings nicht mehr die Gräber der Angehörigen auf dem Friedhof, sondern feiert "Halloween". Und so weiter und so fort. Aber das wird die europäischen Länder nicht daran hindern, ihre Eigenheiten und Traditionen beizubehalten. Auch hier zeigt sich am Beispiel der Schweiz, was im Falle einer politischen EU passieren wird. Die Schweiz hat ein Mass an Zentralstaatlichkeit, wie es die EU niemals erreichen wird. Aber die Unterschiede zwischen den Kantonen und ihren Bürgern bestehen unverändert fort. Und doch hat jeder das Gefühl, zum gleichen Land zu gehören und sich dafür einzusetzen. Genau das ist es, was wir auch für Europa brauchen: das Gefühl, dass wir nicht nur Angehörige einer Nation, sondern auch Europäer sind, und nicht nur Akteure eines grossen Marktes. Allerdings benötigen die Marktteilnehmer in Europa gewisse Standards und Regelungen, etwa beim Umweltschutz oder beim Marktzugang in den Nachbarländern. Dies läuft unter Stichworten wie "Harmonisierung", und es ist notwendig und legitim. Das Schlagwort vom "Einheitsbrei" höre ich immer, wenn den Gegnern Europas die Argumente ausgegangen sind. Man muss bei den Fragen, die Europa betreffen, differenzieren. Und zwar auch dann, wenn man nichts weiter wünscht als den grossen Markt, zu dem nicht nur Konsumenten, sondern auch Unternehmer und Unternehmungen gehören, die einen funktionsfähigen Wettbewerb benötigen. Tut man dies nicht, dann kocht man halt seinen polemischen Einheitsbrei, der nichts anderes ist als ein Gedankenbrei.




Wenn Sie Verstöße gegen unsere Regeln feststellen, informieren Sie bitte die Forenadministration per E-Mail.

© 2007 Deutschlandradio