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Braucht die EU eine Verfassung?


21.03.2007 - 15.41 Uhr

Vom Einzelfall aufs Allgemeine?

Krawattenkoch (Pseudonym)

Zum Euro:
Ein paar von Ihnen ausgewählte (!) Preisbeispiele sind nicht hinreichend, einen allgemeinen signifikanten Preisniveauanstieg, eben Inflation, zu belegen. Das Statistische Bundesamt macht diese sehr aufwendige Arbeit, eine allgemeine Preisniveauänderung zu ermitteln, mit tausenden von Gütern; sicher mehr als Sie aufzählen würden. Ansonsten verfälschen nämlich Qualitätsänderungen, regionale und saisonale Effekte und Marketingstrategien von Oligo- oder Monopolisten oder allgemein Markunvollkommenheiten "echte" Preisniveauänderungen.

Beispielsweise würde ich mich wegen der Parkgebührenerhöhungen an den Angebotsmonopolisten wenden, das sind meist die Kommunen mit den von Ihnen (ab-)wählbaren Kommunalpolitikern. Wegen der Kfz-Überführungskosten sollte man an die Kraftstoffpreiserhöhungen denken, die durch die vom Bundestag beschlossenen Steuererhöhungen, den Wirtschaftsaufschwung Chinas und die abenteuerliche US-Politik am persischen Golf entstanden sind; hat also leider nichts mit der EU zu tun.
Bei "normalen" Schuhen hatte man vor acht Jahren meist noch keine so guten wasserabweisenden atmungsaktiven Membranen im Obermaterial, wie das heute ist, weil das damals einfach nicht so ausgereift oder zu teuer war. Vermutlich schlägt sich die höhere Komplexität moderner Autos (ESP war vor 8 Jahren in Serienwagen noch nicht so verbreitet wie jetzt) auch in dem Preis für Inspektionen nieder.

Für Schuhe und Joghurt bezahle ich selbst übrigens viel weniger als Sie.
Aber selbst wenn wir die Frage der Inflation dahingestellt lassen: Schildern Sie mir doch bitte den ökonomischen Zusammenhang dieser beiden Dinge!


Zu den Gremien:
Aus den Fällen Bangemann, Martin, Édith Cresson oder Wulff-Matthies auf alle europäischen Politiker zu schließen, halte ich nicht für empfehlenswert. Ich selber kann Ihnen nämlich auch von schlampigen, unpünktlichen und überteuerten Handwerkern erzählen, insbes. Malern, die Fußleisten und Möbel bekleckern, weil sie zu faul zur ordentlichen Arbeitsvorbereitung sind. Mir ist aber klar, daß es unzulässig ist, aus Einzelfällen auf die Allgemeinheit zu schließen. Tatsächlich weiß ich ja auch von redlichen Handwerksmeistern, über die ich mich dann auch gefreut habe.

Zu den Fällen Özdemir und Co.(mplizen): Es ist sicher ein Problem, daß die europäische Politik von den Medien und den Bürgern nicht genug behandelt wird und deswegen europäische Institutionen von den nationalen Politikern als "Mülleimer" zur Ver- und Entsorgung ihrer notorisch korrupten Kollegen mißbraucht werden können. Dabei sind die EU-Institutionen schon recht transparent und demokratisch verfaßt, aber die Medien und wir als Bürger können unsere Rechte nur selber wahrnehmen.

Ich hoffe, Ihre Schlußfolgerung ist es, bei den Europawahlen Ihr Kreuzchen lieber bei einer Liste zu machen, die nicht die von Ihnen kritisierte Personalpolitik betreibt, anstatt die Mitbestimmung durch Wahlen solchen Wählern zu überlassen, die solche Probleme nicht wahrnehmen, aber trotzdem irgendwen wählen.

Und wenn Sie meinen, daß Wählen nicht reicht, haben Sie (hoffentlich künftig) laut Art. I-10 der europäischen Verfassung das Recht, sich in deutscher Sprache an ein EU-Gremium ihrer Wahl zu wenden und von diesem Gremium in deutscher Sprache Antwort zu erhalten. Laut Art. 17 GG dürfen sie sich in Deutschland übrigens nur an die zuständigen Stellen wenden und haben auch keinen Anspruch auf Antwort.

Und wenn das immer noch nicht reicht, können Sie Ihre ehrenamtliche Erfahrung und Ihr Engagement ja auch in einer Partei einbringen, vielleicht sogar, um selber gewählt zu werden. Die Parteien stellen schließlich die Özdemirs, Bangemänner, Glogowskis, Leisler-Kieps usw..

Mit freundlichen Grüßen

Der Krawattenkoch




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