www.dradio.de

Beiträge zu anderen Themen (off topic)


02.01.2007 - 10.29 Uhr

Idendität und Sprache einer europäischen Öffentlichkeit

stefano (Pseudonym)

Wie soll eine europäische Öffentlichkeit hergestellt werden?
Welche Identität hat der Mensch? Zugehörigkeiten gibt es beispielsweise zu Kulturkreis, Stadt, Region, Nation, Kontinent, Welt usw.
Ich kann mir nicht vorstellen, entweder nur Deutscher oder nur Europäer zu sein. Von Natur aus bin ich beides. Und noch vielmehr als das.
Denn meine Heimatregion Sachsen ist mir ebenfalls gleich wichtig. So bin ich also Deutscher, der mit Tschechen, Franzosen, Spaniern und vielen weiteren Völkern ein Europäer ist.
Grenzen sind vorhanden, kulturelle, sprachliche, verwaltungsorientierte... Das ist normal und verständlich. Diese Grenzen sollen in Europa überschreitbar sein.
Immer wieder muß überprüft werden, welche Aufgaben gemeinschaftlich und welche unabhängig voneinander gelöst werden sollen.
Sicher werden einige Bereiche der "Nation" Europa übergeben, andere passen eher in die Regionen. Nennen wir es wie wir es wollen, das geeinte Europa ist in dieser Form ein Novum.
Damit wir Europäer uns endlich besser direkt verständigen können, wir wissen noch wenig voneinander, brauchen wir ein Medium.
Nicht erst nach dem Neuanfang 1945 machen sich Menschen Gedanken zu einer europäischen Öffentlichkeit, an der alle Menschen in gleichberechtigter Weise teilnehmen können.
Die Lösung ist eine neutrale Sprache, die die kulturellen Wurzeln achtet und leicht erlernbar ist. Neben den Muttersprachen soll sie als Zweitsprache gelehrt werden.
Dies geschieht seit langem mit der Sprache Esperanto. Doch wurde die Sprache von den Verantwortlichen oft nicht gefördert. Jetzt aber tritt eine neue Qualität in die internationalen Verbindungen. Das Wort Globalisierung geht um. Und es ist notwendig, daß Europa nicht nur mit einer Stimme, sondern auch mit einer Sprache spricht, natürlich unter Achtung der sprachlichen Vielfalt. Wie soll es besser gehen, als mit einer Sprache, die niemanden bevorzugt oder benachteiligt?
Auch unter dem Argument der Nachhaltigkeit ist Esperanto zu empfehlen. Der Lernaufwand ist deutlich geringer als bei Nationalsprachen, viele Internationalismen werden bei ausnahmefreier Grammatik verwendet. Gesprochenes und Geschriebenes stimmen überein.
Dazu kommt, daß einige Esperantofreunde nun auch die politische Dimension der Internationalen Sprache Esperanto aufzeigen.
Wir Europäer können also nur von dieser praxisbewährten Brückensprache profitieren.

----------
(Romain Rolland: 1866-1944, französischer Schriftsteller; kämpfte für eine übernationale Verständigung und Gemeinschaft im Geiste reiner Menschlichkeit. Nobelpreis 1915) Im Folgenden einige übersetzte Zitate Romain Rolands:
“Damit die Völker sich einigen können, müssen sie sich zunächst einmal gegenseitig verstehen. Zu diesem Zweck müssen sie eine gemeinsame Sprache haben. Und deswegen müssen wir alles tun, damit Esperanto die Sprache der Menschheit wird, Verständigungsmittel von von einem Volk zum anderen. Für die Völker, von denen jedes jahrhundertelang auf die Grenzen seiner Sprache beschränkt und in den Mauern seiner Nationalität eingeschlossen war, muss Esperanto eine Brücke der gegenseitigen Verständigung und Annäherung werden.
Esperanto muß man in jeder Mittelschule als Pflichfach unterrichten. Unmöglich sind feste, wichtige internationale Beziehungen ohne Esperanto. Esperanto gibt den tauben Menschen, die ganze Jahrhunderte lang im Gefängnis ihrer nationalen Sprachen eingemauert blieben, das Gehör...” (1919)
“Vergebens bemühte man sich, den Erfolg des Esperanto zu leugnen, ihn herunterzuspielen. Vergebens behaupteten die gewöhnlichen Verteidiger des “ewig Gestrigen”, wie Schiller sagt, die trägen Traditionshüter, die vom immerwährenden Status quo profitieren, dass die Existenz einer ganz und gar erschaffenen Sprache, die nicht dem blinden Schicksal der Volksstämme, sondern dem bewussten und vernünftigen Willen entstammt, a priori unmöglich und absurd sei. So bewiesen sie nur ihre Ahnungslosigkeit über die Bedingungen, unter denen die Mehrheit unserer europäischen Sprachen entstand.
Aber wozu Zeit verlieren für eine überflüssige Verteidigung? Die Weltsprache gibt es. Und ihre Verbreitung erstreckt sich nun über die ganze Erde.” (Juli 1922)

aus Verda Saksofono 5 (Seba Kandelo) 1/2003
----------




Wenn Sie Verstöße gegen unsere Regeln feststellen, informieren Sie bitte die Forenadministration per E-Mail.

© 2007 Deutschlandradio