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2. Runde: Braucht die EU eine Verfassung?


02.01.2008 - 08.28 Uhr

Verbrüderung?

Waskow (Pseudonym)

Die von mir hochgeschätzten Kabarettisten Bernd-Lutz Lange und Günter Dohmke (beide waschechte Sachsen) haben es am vergangenen Sonntag in einer Phönix-Sendung über die untergegangene DDR und die sogenannte Wiedervereinigung auf den Punkt gebracht: Es war keine Vereinigung und schon gar keine Verbrüderung, es war eine Kolonialisierung. Die Zone wurde "eingesackt", aus der SBZ (SowjetischeBesatzungsZone) wurde die WDBZ (WestDeutscheBesatzungsZone). Daran ändern auch die vielen freundschaftlichen Beziehungen oder verwandtschaftlichen Bindungen nichts, die sich zwischen West und Ost entwickelt haben. Ich selbst habe ein paar sehr gute Freunde im Westen (toll, diese Abgrenzung. Oder?) und zwei Schwiegertöchter aus "unserem" Mutterland.
Wie sehr wir Anhängsel des Brüder-und Schwestern-Landes sind, zeigt allein die Tatsache, daß die "Arbeitnehmer" in der Zone noch immer gerade mal etwas mehr als 70% der Westlöhne bekommen und die Rentner im Durchschntt auch um diese Größenordnung herum abgefunden werden.
Das ist eine Riesen-Sauerei und das wird es auch bleiben. Zumindest so lange, bis hierzulande die Leistungen der ostzonalen Askaris in vollem Umfang und gleichberechtigt erkannt und berücksichtigt werden.
Und ähnlich läuft es mit der sogenannten europäischen Einigung. Im Osten, in den "Beitrittsgebieten" werden Stück für Stück gewachsene Strukturen zerschlagen. Die Landwirtschaft wird ruiniert, die noch vorhandene Industrie geschleift. Ähnlich wie nach 1990 hier in der Zone. Das Ergebnis: Dramatische Arbeitslosigkeit in Polen, Tschechien, Rumänien, Bulgarien, Wanderungsbewegungen osteuropäischer Arbeitnehmer in den Westen, unkontrollierte Schwarzarbeit und Vernichtung hier gewachsener Strukturen auf dem Dienstleistungssektor durch Dumpingangebote.
Das Ergebnis: Die Arbeitslosigkeit hierzulande wird zunehmen. Vor gar nicht allzu langer Zeit, als "unsere" Kanzlerin noch von sinkender Arbeitslosigkeit schwafelte und dem Erfolg, um die 3,5 Millionen Arbeitslose erreicht zu haben, brachte eine Zeitung die Randmeldung, dass 5,7 Millionen in Hartz IV leben, davon rund 38 % mit Migrationshintergrund. Addiert man beide Zahlen, kommt man auf über 9 Millionen, die keine Arbeit haben. Mehr Arbeitslose, als Deutschland vor dem Machtantritt der Nazis zu verzeichnen hatte. Und das bei einer damals größeren Einwohnerzahl...
Wer will denn angesichts dieser Zahlen noch von Optimismus reden? Das Bla-Bla der Kanzlerin zu Silvester habe ich mir deshalb erspart.
Und dem Journalisten, der mit dieser Zahl 5,7 Millionen in die Öffentlichkeit gegangen ist, wird man, politisch-korrekt, im Nachgang sicher eins auf seine freiheitlich-demokratische Schnauze gegeben haben.
Weißt du übrigens, Herr Kollege aus Sachsen, dass meine Mail wegen möglichem "Terrorismusverdacht" nun sechs Monate gespeichert wird?
Feliks Edmundowitsch Dshersinski und "Das Schwert und Schild der Partei" lassen grüßen.
Die Grundidee kam meines Wissens auch aus den Reihen des Obersten Sowjets aus Brüssel. So reagieren übrigens Systeme erst, wenn sie sich ihrer Sache nicht mehr sicher sind oder nie sicher waren!

In diesem Sinne auf ein 2008, das noch einige Überraschungen auf die Unterschicht, das sich neu entwickelnde Proletariat, bereithalten wird.

Waskow




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