www.dradio.de

Braucht die EU eine Verfassung?


30.12.2006 - 16.22 Uhr

Europas Verfassung

HansProffen (Pseudonym)

Europa lebt vom Unterschied. Gleichmacherei erträgt es nicht.

Europa lebt vom Unterschied. Vom Unterschied seiner Menschen, seiner Landschaften, seiner Sprachen, von der vielfältigen Vitalität seiner Völker und Regionen. Ihnen gelang es in der Geschichte immer wieder erfolgreich, sich gegen auferlegten Zwang durchzusetzen.

Das Römische Reich scheiterte daran ebenso wie Europas Vergewaltigungen durch das Reich Napoleons, durch Nationalsozialismus und Kommunismus. Die demokratisch unkontrollierten Finanzmächte eines globalen Kapitalismus werden daran gleichfalls scheitern. Auch eine Einheit von Staat und Kirche im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation des Mittelalters hielt nur so lange, bis Aufklärung eine künstlich geschaffene Gemeinsamkeit zu Gunsten des Individuums aufkündigte.

Der Wettbewerb des Unterschiedes macht Europa stark, nicht seine Gleichmacherei mit Hilfe von Technologie und Markt. Der technische Fortschritt bei Mechanisierung, Energie, Kommunikation und Transport führt nicht zum globalen Dorf sondern wie stets in der Geschichte in einen globalen Kampf ums Überleben. Den gewinnt nicht, wer sich der Gleichmacherei der Massen hingibt, sondern der, dem es gelingt, seine Besonderheiten immer weiter auszubauen.

Europa hat starke Wurzeln in Vernunft, Glauben und Geist, die für die Welt prägend wurden. Ihre Stärke erwuchs in vitaler, gegenseitiger Auseinandersetzung, nicht in feiger Selbstaufgabe.

Europa macht die Lebendigkeit seiner Völker stark, nicht die Schwerfälligkeit seiner Staaten. Wir sollten in Europa unseren Völkern den ihnen gebührenden Platz einräumen und unsere staatlichen Strukturen entsprechend gestalten, wenn wir mit Europa eine Zukunft haben wollen.

Völker interessieren ihre besonderen und ihre generellen Rechte und Pflichten. Sie möchten sich vom Staat als Volksangehörige und als Bürger angesprochen fühlen, wenn sie sich freiwillig für ihn erwärmen und einsetzen sollen.

In Europa wäre das europaweit am besten im Rahmen einer Europäischen Verfassung zu gewährleisten, die Rechte und Pflichten seiner Menschen in eine für alle gleiche europäische Staatsbürgerschaft sowie in eine jeweils individuelle Volkszugehörigkeit gliedern würde. Ein Modell, das in die Zukunft weisen könnte bei der Überwindung von Nationalstaaten zu Gunsten zunächst kontinentaler und später vielleicht einmal weltweiter staatlicher Strukturen einer Welt, die noch mehr vom Reiz ihrer produktiven Unterschiede lebt als Europa. Wir sollten unseren eigentlichen menschlichen Reichtum fördern statt ihn zu zerstören.




Wenn Sie Verstöße gegen unsere Regeln feststellen, informieren Sie bitte die Forenadministration per E-Mail.

© 2007 Deutschlandradio