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Braucht Europa Grenzen?


02.04.2007 - 19.57 Uhr

Europa - freiwilliges Modell fuer die Welt

Matthias2 (Pseudonym)

Ich glaube, dass Europa mittlerweile eine Groesse erreicht hat (in bezug auf die beteiligten Menschen und Staaten), die - gemessen an der Detailliertheit der Zusammenarbeit und Regelungen - nicht leicht eine zusaetzliche groessere Erweiterung verkraftet. Ich denke, die Balkanstaaten koennten gerade noch aufgenommen werden, und vielleicht nach 20-30 Jahren noch die Ukraine und Weissrussland, wenn sich in diesen Staaten zu diesem Zeitpunkt eine gefestigte Demokratie herausgebildet haben sollte (natuerlich auch Norwegen, die Schweiz und Island, wenn diese Laender irgendwann beitreten wollen).

Die Tuerkei, andere islamische Mittelmeerstaaten oder Russland sind zur Zeit nicht einmal ansatzweise akzeptable Kandidaten, weil viele ihrer Buerger und Staatsorgane zentrale westliche Werte bzw. Institutionen wie z.B. unparteiische Gerichte, Freiheit der Religionsausuebung, Meinungsfreiheit, menschenwuerdige Gefaengnisse etc. noch nicht besitzen. In allen islamischen Staaten gehoert dazu die Vorherrschaft der Demokratie ueber die Religion sowie ueber das Volksgruppen-/Stammesdenken (Kurdenproblematik) in den Koepfen der Menschen. Solange es z.B. in der Tuerkei Christen nicht erlaubt ist, ihre Religion genauso frei auszuueben wie in den anderen Laendern der Europaeischen Union, solange sollte ein Beitritt nicht in Erwaegung gezogen werden.

Allerdings denke ich, dass das Modell Europas sehr gut weltweit ausdehnbar waere, und zwar in Form einer wachsenden "Weltunion", welche eine abgewandelte Untermenge der EU-Regelungen in allen Politikbereichen (Wirtschaft, Umweltschutz, Soziales etc.) beinhalten sollte. Die Gesetze der Weltunion wuerden die Regeln der Europaeischen Union brechen, allerdings koennte die EU nach wie vor detailliertere Regelungen treffen (Subsidiaritaetsprinzip). Die EU waere das erste Mitglied, welche dieser Weltunion beitreten wuerde (sie sollte nur geschlossen beitreten, nicht einzelne EU-Laender). Andere Laender koennten, wenn sie aehnliche Beitrittskriterien erfuellen, ebenfalls beitreten. Man sollte bei der Weltunion sehr bescheiden anfangen. Die Integration der Staaten/Unter-Unionen koennte dann aehnlich voranschreiten wie bei der EU seit den 50er Jahren. Wenn andere Mengen an Staaten dies wollten, koennten diese - als seperate Unter-Unionen a la EU - die detaillierteren EU-Gesetze fuer sich ebenfalls uebernehmen, oder sich andere ausdenken. Insgesamt sollte es aber keine Verschmelzungen von Unter-Unionen geben (UK und D fusionieren in der EU ja auch nicht). Die Vereinten Nationen waeren dafuer keinesfalls der richtige Ausgangspunkt. Sie sind zwar gut und notwendig, da sie alle Staaten an einen Tisch bringen, damit sie miteinander reden, haben aber eine ganz beschraenkte Macht und Funktion, da sie fast jeden aufnehmen mussten, egal wie korrupt die Regierung oder welche mittelalterliche Werte dessen Bevoelkerung besass.

Bei allen Erweiterungen sollten nicht wirtschaftliche Vorteile oder irgendwelche militaerisch-strategischen Ueberlegungen im Vordergrund stehen, sondern die Frage: hat die ganz ueberwiegende Mehrheit der jeweiligen Bevoelkerung freiwillig einen Wertekanon verinnerlicht, der in allen wichtigen Bereichen dem unseren aehnelt.




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