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2. Runde: Braucht die EU eine Verfassung?


02.08.2007 - 18.40 Uhr

theorie, Theorie und nochmals Theorie...

Waskow (Pseudonym)

ich habe nach langer Zeit wieder einmal in die zweite Runde des Forums geschaut, mir die Beiträge alle durchgelesen.
Meine Erkenntnis: Alles sehr schön formuliert, theoretisiert, analysiert. Nur, was nützt es?
Wie im Deutschen Bundestag: "Es gibt auf komplizierte Fragen keine einfachen Anworten". Die Probleme werden andiskutiert, Lösungen sind alledings keine in Sicht.
Die Regierenden und die Regierten sprechen weder im vereinten Europa noch in Deutschland eine gemeinsame Sprache. Führung und Geführte triften in ihren Werten auseinander. In dieser Gesellschaft sind alle gleich, nur die Oberschicht ist gleicher.
Hartz, Ackermann, Leipzig lassen grüßen...
Anfang dieser Woche brachte eine große Tageszeitung die Meldung heraus, dass Brüssel das Personal kräftig auzustocken gedenkt. Allein mehrere tausend Stellen bei den Kommissionen. Ein Schelm, wer dabei an Wulff-Matthies oder Bangemann denkt...
Wer kontrolliert diese Bonzokratiewucherungen eigentlich noch?
Deutschland leidet nach wie vor unter millionenfacher Arbeitslosigkeit.Und wider besseren Wissens schreien deutsche Politker nach osteuropäischen "Fachkräften". Was hat man denn dabei im Sinn? Weiteren Lohnabbau auf polnisches Niveau bei deutschen Preisen?
Anstatt nach der zusammengeschusterten EU-Osterweiterung nun endlich eine Harmonisierung der Steuergesetzgebung, eine Angleichung der Sozialstandards und eine längst überfällige Reform der Subventionspolitik in Angriff zu nehmen, befasst sich Brüssel mit einer Verschärfung des Waffenrechts ab 2008. Als ob sich osteuropäische Banden bei ihren bewaffneten Raubzügen durch ein verschärftes Waffenrecht abschrecken lassen... Pille-Palle, wie so vieles was aus Brüssel kam.

Und wie schaut es zwischen den europäischen "Bruderstaaten" aus?
62 Jahre nach der bedingungslosen Kapitulation des "Dritten Reiches" wird nun inzwischen die dritte Generation in Deutschland mit der Kriegschuldfrage konfrontiert. Osteuropäische Mitgliedsstaaten werden nicht müde, bei jeder sich bietenden Gelegenheit vom "Tätervolk" Wiedergutmachungs-oder Reparationsleistungen einzufordern. Obwohl sich die damalige Schröder-Regierung mit allen Kräften, und entgegen jeder ernstgemeinten Warnung, für die Osterweiterung stark gemacht hat.
Man darf an die unlängst aufgemachte Rechnung für die 1939 erfolgte Zerstörung Warschaus erinnern.
Und wie verhält sich Brüssel? Man schaut zu oder weg.
Ich bin gespannt, wie sich die, wie gesagt, inzwischen dritte Nachkriegsgeneration mit diesem Problem auseinandersetzen wird. Wie sich die "Freundschaftsbande" zwischen den europäischen "Bruderstaaten" angesichts dieser Dauerschuld-Zuweisungen entwickeln werden.
Zumal in Deutschland inzwischen auch Deutsche (!) leben, deren Vorfahren zur Zeit der faschistischen Aggressionen in Jugoslawien, Griechenland, der Sowjetunion, der Türkei lebten, und die mglw. in der regulären Armee oder als Partsanen gegen die Wehrmacht gekämpft haben.
Warten wir mal ab, wie diese Bürger auf Europa reagieren, wenn man ihre Steuermittel zur Begleichung einer Dauerschuld verwendet, mit der sie nicht das Geringste zu tun hatten.

Nein, liebe Diskutanten; das vereinte Europa ist ein Traumgebilde der europäischen "Oberschicht". Weshalb auch immer. Die wesentlich breitere "Unterschicht" hat derzeit, bezogen auf das vereinte Europa, mit den Visionen derer "da oben" herzlich wenig am Hut.

Und was das Verhältnis "Regierende" und "Regierte" angeht:
Am Vorabend der französischen Revolution feierte eine dekadente Aristokratie sich selbst, während in den Gassen von Paris Not und Unzufriedenheit Einzug gehalten hatten. Die "da oben" hatten mit "denen da unten" nichts mehr gemein. Das Ende ist bekannt.

Es grüßt

Waskow




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