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2. Runde: Braucht Europa Grenzen?


05.08.2007 - 20.53 Uhr

Grenzen und Identität bedingen einander

el_crocodilo (Pseudonym)

Wer die Frage stellt, wo die Grenzen der maximalen Ausdehnung der EU sein sollen, muss auch die Frage beantworten, was das Gemeinsame der EU-Völker ist.

Die Frage nach dem, was die gemeinsame Identität der EU-Bürger ausmacht, ist also zwingend zu beantworten, bevor man festlegt, welchem Land man die Möglichkeit eröffnet, auf Antrag der EU beizutreten und welchem nicht.

Was also ist das Verbindende? Ist es 1. die Demokratie, 2. die Aufklärung (Gewaltenteilung, Objektivität der Wissenschaften), 3. das Christentum, 4. die Kunst oder 5. gar die Sprachen? Ist es 6. eine gemeinsame Ideoligie? 7. Sind die Einwohner der EU alle Angehörige einer ethnischen Gruppe? Was ist also das Gemeinsame?

1. Demokratie gibt es nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, Kanada, Südamerika, Japan usw.
2. Die Ideen der Aufklärung haben sich in der ganzen westlichen Welt und z. T. auch in Asien und Afrika durchgesetzt.
3. Das Christentum ist nicht die Religion aller Europäer (s. z. B. Albaner, Bosnier aber auch die Juden). Andererseits breitet sich das Christentum in Afrika und China immer weiter aus!
4. Die Architektur in Europa ist im Westen durch die Renaissance, den Barock und den Klassizismus sowie der geistlosen Moderne geprägt. Hingegen findet man dies alles auch in Amerka und teilwiese sogar in Asien und Afrika. Hingegen sind Romanik und Gotik nur in bestimmten Ländern zu finden. Die typisch russische Bauweise ist in Osteurop zu sehen. Bei der Musik und Malerei ist es ähnlich. Symphonien, Opern und Musicals wurden nicht allein in Eurppa geschriebenn, sondern auch in Übersee.Die mexikanische Volksmusik ist der spanischen näher als der deutschen. Aquarelle gibt es sowohl in den USA als auch in Europa, hingegen findet sich in Frankreich keine athentische eigenständige Ikonenmalerei - wohl aber in Griechenland und Russland.
5. In Europa gibt es mindestens drei Sprachenstämme: den romanischen, den germanischen und den slawischen. Aber schon die Ungarn und Finnen haben Sprachen, die mit dem Türkischen enger verwandt sind als z. b. mit dem Tschechischen. Die Türkei aber liegt zum größten Teil in Asien. Hingegen werden in ganz Nord-, Mittel- und Südamerika nur vier der westeuropäischen Sprachen gesprochen.

Somit haben die Einwohner des amerikanischen Doppelkontinents mehr Gemeinsamkeiten als die Europäer untereinander - nicht nnur sprachlich.

&. Eine gemeinsame Ideologie gibt es nicht. Die letzte - der Sozialismus/Kommunismus - ist gescheitert und war übrigens auch nicht auf Europa beschränkt (China, Kuba, Nordkorea, Vietnam).
7. Einer gemeinsamen Ethnie gehören die Europäer auch nicht an. Die Südeuropäer, die Nordeuropäer, die Mitteleuropäer und die vielen Eingewanderten ergeben ein interessantes und buntes Bild. Alle in Europa anzutreffen Rassen und Gruppen finden sich auch im Rest der Welt. Die Bevoökerung Asiens, Mittel- und Südamerikas ist trotz der Manigfaltigkeit homogener als die Europas.

Was also ist nun das, was einen Europäer von einem Südamerkaner oder Asiaten unterscheidet? Hat der Spanier nicht viel mehr Gemeinsamkeiten mit dem Argentinier als mit dem Schweden oder Slowaken? Sind die Unterschiede zwischen einem Briten und einnem Kandadier nicht viel geringer als sie es zu einem Italiener sind?

Was bitte soll denn europäische Identität stiften?.

Wenn Merkel sich dafür einsetzen würde, Mexiko in die EU aufzunehmen, so wären die Integrationsschwierigkeiten gewiss geringer als sie es bei der Türkei wären! Doch nimand kommt auf solche Ideen - warum nicht?

All die Eropafreunde und EU-Fanatiker fordere ich auf, endlich die Karten auf den Tisch zu legen und eindeutig zu sagen, was die europäischen Völker so sehr miteinander verbindet, dass es nicht vorstellbar wäre, die EU auch auf Chile oder Austalien auszudehnen, wo ebenfalls europäisch-wetliche Kultur herrscht!

Wenn es nicht gelingt, eine echte europäische Identität zu finden, wird jede Vereinigung zu einem europäischen Bundesstaat willkürlich sein und langfistig scheitern!

Solange es keine tatsächeliche echte europäische Identität gibt, muss sich die Grenze der maximalen Audehnung mindestens am Kontinent ausrichten.

Also, verehrte Forumsteilnehmer: Denken Sie darüber nach, was wirklich eine geimeinsame tragfähige Identität ausmachen soll, die auch den Herausforderungen durch Links- und Rechtsradikale und durch die Globalisierung standhalten kann.

Ich fürchte jedoch, sie werden nicht viel finden - und eben dieser Mangel an Gemeinsamkeit ist es, das einen geminsamen europäischen Superstaat, Bundestaat oder wie immer Sie ihn nennen wollen, scheitern lassen wird!




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