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2. Runde: Mit oder ohne gemeinsame Außenpolitik?


09.06.2007 - 09.18 Uhr

Kolonialismus ist ein Thema Europas

Gnanonym (Pseudonym)

Viele europäischen Länder blicken auf eine Geschichte zurück, in der sie als Kolonialherren in den heute armen Ländern dieser Welt aufgetreten sind.
Der Kolonialismus hat z.B. Afrika zu dem gemacht, was es heute ist.
Diese Frage wird meines Erachtens viel zu wenig diskutiert. Dabei sind Menschen gestorben, weil es Krieg gab, der aus der willkürlichen Ziehung von Grenzen durch die Kolonialherren resultierte und Menschen mussten ihr Leben lassen, weil sie nicht genug zu essen hatten oder sonst (z.B.) medizinisch schlecht versorgt waren - als Folge kolonialistischer Strukturen. Man verlangt heute von der Türkei, das Armenienproblem ("Genozid") aufzuarbeiten und offen dazu zu stehen. Ich sehe nicht, dass maßgebliche ehemalige Kolonialländer wie Frankreich sich im erforderlichen Maß mit ihrer Kolonialgeschichte beschäftigen - jedenfalls ist dieses Thema auch bezüghlich des deutschen Afrika-Kolonialismus in den (deutschen) Medien nicht adäquat repräsentiert. Es wäre m.E. verfehlt, die Schuld für diese Millionen Toten als Folge des z.B. französischen Kolonialismus heute einem bestimmten Land: z.B. Frankreich anzulasten. Das würde einfach nicht funktionieren. Schon deshalb nicht, weil die "Grande Nation" noch heute antifeministisch denkt und mit Sarkozy einen Neo-Kolonialherren gewählt hat, der Schwarze noch immer mit rassistischen Ausbrüchen bedenkt. Ganz zu schweigen von der französischen Agrarpolitik.
Koloniale Strukturen dauern in gewisser Weise heute noch an, wenn europäische Produkte den afrikanischen Markt überschwemmen, afrikanische Produkte aber nicht auf den europäischen Markt gelangen oder (z.B. Kaffee) nicht fair gehandelt werden.
Die europäischen Länder müssen alle zusammen die Geschichte stemmen. Schuldzuweisungen an ein Land hinsichtlich seiner Geschichte bringen den Geschichtsprozess nicht voran. Nur unter dem Dach der EU kann Frankreich heute z.B. zu einer entsprechenden Entwicklungshilfe und einer verträglichen Aussenpolitik bezüglich Afrika gezwungen werden nach dem Maß seiner heutigen Leistungsfähigkeit.




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